21. Oktober 2023

Digitaler Minimalismus: Weniger Ablenkung

Digitaler Minimalismus: Ein Leben ohne ständige Ablenkung

Cal Newport, ein Informatikprofessor, schreibt in seinem Buch «Digital Minimalism» darüber, wie Unternehmen wie Facebook, Google und Twitter von unserer Aufmerksamkeit profitieren und wie digitale Tools süchtig machen. Er vermittelt, wie wir die Vorzüge der digitalen Technologie nutzen können, ohne dauerhaft abgelenkt zu sein. Hierzu gehört die bewusste Entscheidung darüber, welche Technologien wir einsetzen und wie wir sie verwenden. Eine wirkungsvolle Methode hierfür ist ein 30-tägiges «digital Detox».

In der heutigen Welt ist unsere Aufmerksamkeit eine äusserst kostbare Ressource. Unternehmen nutzen unser Online-verhalten und verkaufen die gesammelten Daten an Werbetreibende. Je mehr Aufmerksamkeit sie erlangen, desto mehr Geld verdienen sie. Tools und Apps werden deshalb so konzipiert, dass sie süchtig machen. Das führt dazu, dass wir kaum noch ohne unsere mobilen Geräte auskommen und unablässig nach Nachrichten, Likes und Retweets suchen.

Aber das ist nicht das einzige Problem. Newport glaubt, dass die ständigen Ablenkungen unsere Fähigkeit zur Konzentration auf wichtige Aufgaben und zu tiefgründigem Nachdenken beeinträchtigen. Zudem versprechen uns soziale Medien, dass sie uns miteinander verbinden, doch in Wirklichkeit führen sie zu einem Verlust echter zwischenmenschlicher Beziehungen.

Die Ursprünge der Sucht

Der Sozialpsychologen und Wirtschaftsprofessor Adam Alter erklärt, warum Apps so fesselnd sind. Es gibt zwei psychologische Mechanismen, die unser Verhalten sehr stark steuern:

  1. Das Streben nach sozialer Zustimmung: Likes dienen als Belohnung und erfüllen unser angeborenes Bedürfnis, Teil unserer sozialen Gruppe zu sein. Wenn wir keine Likes erhalten, fühlen wir uns gestresst.
  2. Intermittierende positive Verstärkung: Psychologische Experimente haben gezeigt, dass Belohnungen effektiver sind, wenn sie unregelmässig und scheinbar zufällig vergeben werden. Dies führt zu einer verstärkten Ausschüttung von Dopamin, dem Glückhormon. Ein Beispiel ist der "Like"-Button auf Facebook. Nachdem du einen Beitrag veröffentlichst, überprüfst du immer wieder, ob er Likes erhalten hat. Manchmal bekommst du viele Likes, manchmal nicht. Diese Unvorhersehbarkeit verstärkt deine Neigung, immer wieder nachzusehen. Ein ähnlicher Mechanismus tritt auf, wenn du im Internet surfst. Die meisten Klicks führen zu nichts Interessantem, aber ab und zu findest du einen Link, der ein befriedigendes Erlebnis bietet, und dann klickst du immer weiter.

Die Kontrolle zurückgewinnen

Newport zeigt, dass die meisten Versuche, die Kontrolle über digitale Geräte zurückzugewinnen, in Form von kleinen "Tricks" erfolgen, wie das Handy ausser Reichweite zu legen, bevor man ins Bett geht, oder das Ausschalten von Push-Benachrichtigungen. Diese Veränderungen beheben jedoch nicht das grössere Problem, nämlich die generelle Abhängigkeit vom Smartphone, PC und Fernseher.

Digitale Minimalisten integrieren nicht jede neue App oder Technologie, nur weil sie einige Vorteile bietet. Stattdessen gehen sie von ihren eigenen Werten, Interessen und Zielen aus und wählen dann nur diejenigen Technologien aus, die dazu beitragen können, diese Prioritäten zu unterstützen. Sie verwenden nur die Funktionen, die direkt relevant für ihre Werte sind, und vermeiden bewusst solche, die nur zur Ablenkung da sind.

30 Tage digitales Fasten

Ein wirksamer Plan zur Einführung eines digital minimalistischen Lebensstils beginnt mit einem digitalen Fasten: 30 Tage möglichst wenig das Handy, den PC und den TV zu benutzten. Das Ziel ist nicht nur, eine Pause von den Technologien zu machen, sondern eine dauerhafte Veränderung im Umgang mit digitalen Geräten anzuregen. Während der Pause behältst du nur diejenigen Apps und Geräte, die für dein Leben unverzichtbar sind. Dabei ist es wichtig zu unterscheiden, welche Werkzeuge wirklich notwendig sind und welche nur Bequemlichkeit bieten. Indem du alle Auslöser für zwanghaftes digitales Verhalten beseitigst, schaffst du Raum, um einen gesunden Umgang zu entwickeln.